Perspektivenwechsel, wenn wir uns aus der Gleichung nehmen

Perspektivenwechsel, indem wir uns aus der Gleichung nehmen - https://opunktkpunkt.de
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Was passiert eigentlich, wenn wir uns aus der Gleichung nehmen? Uns aus dem täglichen Treiben zurückziehen? Wir räumen unseren Tisch, machen Platz, ziehen uns aus Aufgaben zurück – und stellen fest, dass unser Fortgehen nicht die eklatante Lücke reißt, die alles zum Stillstand bringt. Für mich ist das immer wieder ein Perspektivenwechsel, der mich bereichert. Denn das Gefühl, unverzichtbar und unabkömmlich zu sein, ist meist eine Illusion. Natürlich kann darüber man in Trübsal verfallen, ersetzbar zu sein. Aber ist das der richtige Ansatz? Ich habe da eine optimistischere Sichtweise.

Da gibt es die überraschende Erkenntnis, dass das »ich« genau in der Mitte des Worts »Gleichung« steht. Man ist Teil von etwas, ist mittendrin, vielleicht gar Dreh- und Angelpunkt. Im Zentrum von etwas zu stehen heißt ja, man sei unverzichtbar. Und doch bleibt die Gleichung bestehen, wenn man das eigene »ich« aus ihr entfernt. Es ist eine sinnvolle Übung in Perspektivenwechsel, die wir auch in guten Zeiten kultivieren sollten — vielleicht nämlich hat man sich ja zu wichtig genommen. Es ist sehr leicht, dahin zu kommen. Wenn man Verantwortung übernehmen soll, wenn man Dinge bewegen muss, wenn man für das geradezustehen hat, was man tut. Wer da kneift, ist schnell raus aus dem Spiel. 

Und doch ist es am Ende die Summe aller Teile, auf die es wirklich ankommt. Das Ich in der Mitte ist nur eine Position, nicht mehr. 


Was wir erleben können ist, wie sich sicher angesehene Glaubenssätze in Luft auflösen. Dass die Umstände nicht so gewesen sind, wie man immer dachte, ist dabei doch ein tröstlicher Umstand. Zwänge, Notwendigkeiten, Druck, Missgunst: All das kann sich am Ende als eingebildet oder zumindest aufgebauscht herausstellen.

Perspektivenwechsel als Chance erkennen

Hier sollten wir doch auch generell ansetzen, die Gleichungen zu überprüfen, von denen wir noch ein Teil sind: Sind die Dinge so, wie wir glauben? Sind die Umstände so, wie wir annehmen? Was wäre denn, wenn wir nicht mehr da sind? Hier sind wir nun bei uns selbst und unserem Beitrag angelangt, den wir leisten. Wie wichtig, wertvoll und entscheidend ist er denn? Bin ich zufrieden damit und wenn nein, wie könnte ich zufrieden werden? Da ist eine ganz entscheidende Frage, denn wir stehen uns immer wieder selbst im Weg. 

Nun, da ich gehen und etwas hinter mir lassen werde, schließe ich also wieder erneut ab, lasse Stück für Stück hinter mir. Die Zeit solcher Taten ist jedes Mal magisch. Das Verlassen, das Hintersichlassen hat etwas Befreiendes. Das befriedet.

Ich tue es also wieder und spüre die gleiche Magie wie jedes Mal. Nicht nur wohnt allem Anfang ein Zauber inne: Auch jedes Ende steckt voller Magie – die Zukunft öffnet sich wie eine Linse, und das Leben strahlt in Cinemascope. 


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