Tarantino über das Scheitern und was es mich lehrte

Quentin Tarantino über das Scheitern und was es mich lehrte - https://opunktkpuntkt.de

Ich habe kein Idol. Dafür aber sehr wohl aber Achtung und Bewunderung für Menschen, die etwas können, was ich nicht kann oder besser können als ich. Quentin Tarantino ist ein Genie, keine Frage. Seine Filme sind Kunst, weil er sie als Meisterautor schreibt und als Meisterregisseur dreht – unabhängig davon, ob man seine Filme schätzt oder nicht.

Als Tarantino auf dem OMR-Festival über sein Scheitern sprach

Quentin Tarantino live auf der OMR 2022 zu sehen, war für mich als Schreibender und Filmenthusiast natürlich ein Highlight. Es war großartig, ein paar Meter von ihm entfernt zu stehen und ihm dabei zuzuhören, wie er über Kino und Storytelling sprach.

Viel bedeutender jedoch war ein anderes Thema, über das er ganz offen redete: Das Scheitern. Oder besser gesagt sein Scheitern. 

Jahre habe er damit zugebracht, an seinem ersten Film zu arbeiten, nur um dann herauszufinden, dass es Mist war. Aber!

Wo andere aufgegeben hätten, hatte Tarantino gemerkt, was er alles gelernt hatte, einfach indem er es tat. Er hatte keinen Film, aber er hatte gelernt und war besser geworden, einfach indem er es tat.

Weil er es tat, hatte er Erfahrung gewonnen.

Anders ausgedrückt: Er hätte die Erfahrung nie bekommen, wenn er es nicht getan hätte.

Er selbst sagte im OMR-Interview, dass er stolz darauf sei, weitergemacht zu haben.

Der Rest ist Geschichte. 

Scheitern ist kein Makel, sondern Etappe

Abgesehen von meiner Hochachtung, die ich für ihn und seine Kunst empfinde, ziehe ich den Hut davor, dass jemand wie er vor 7.000 Menschen live auf einer Bühne sein eigenes Scheitern zum Thema macht.

Andere mit weniger Format stellen nur ihre Erfolge heraus.

Was das uns sagen soll, weiß ich nicht – wohl aber, was das mir sagt:

Scheitern ist kein Makel; Scheitern ist eine Etappe. 

Scheitern an sich ist vollkommen bedeutungslos, denn es wird erst dann zu einem, wenn man sich einen ganzen Kosmos um die Dinge herum aufbaut, die einem sagen: „Gib auf. Du kannst es nicht. Du bist es nicht wert.“

Das sind innere Stimmen, die man sich aufbaut, und deren Lamento zum Aufgeben bewegen wollen.

Quentin Tarantino deutete sein Scheitern einfach um: Er sagte sich, die vergeblichen Jahre Arbeit hätten zwar nicht zum Ziel eines Films geführt – aber sie hätten ihm auf günstige Art die Filmschule ersetzt.

Mich berührt das. Mich beruhigt das. Und es lehrt mich dreierlei: 

1. Wohlwollend mit Scheitern umzugehen, sei es mit dem eigenen oder dem von anderen. Es ist nicht zwangsläufig ein Beweis von Versagen. Manchmal klappt einfach etwas nicht. Scheitern allein sagt gar nichts. 

2. Bescheidenheit und Selbstreflexion bringen Größe hervor. Über die eigenen Fehler und Misserfolge zu sprechen, ist charaktervoller als sich lediglich in seinen Erfolgen und glorreichen Taten zu sonnen. 

3. Machen! Einfach machen! Und nach Fehlern weitermachen!

Quentin Tarantino ist ein Genie. Aber auch ein Mensch. Und ich wette, er ist auch deshalb das Genie, das er ist. 


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