Wenn uns die Worte fehlen

Wenn uns die Worte fehlen - Was uns hilft, wenn die Kommunikation stockt - https://opunktkpunkt.de
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Kennt ihr das? Ihr sucht nach einem Namen oder Begriff, aber er fällt euch nicht ein? Ihr könnt so die Person nicht finden, nicht nach einem Produkt, einer Dienstleistung oder einem Unternehmen recherchieren? Ihr habt dabei genau vor Augen, wen oder was ihr sucht, aber ihr kommt nicht auf das rettende Wort?

Hier zeigt sich wunderbar die Diskrepanz zwischen dem, was wir wissen und dem, was wir in Sprache fassen können. 

Gerade in der heutigen Zeit steht und fällt alles mit Worten und Begrifflichkeiten. Fazit: Was nicht in Worte gefasst werden kann, existiert nicht.

Wir sind wie nie zuvor damit beschäftigt, alles in Worte zu fassen, schließlich leben wir im Kommunikations– und Informationszeitalter, das ohne Begriffe, Verschlagwortung und Standardisierung nicht auskommt. Wir denken daher verstärkt sprachlich. 

Dass das aber eine falsche Weltsicht ist, ist bekannt. Denn natürlich kam und kommt die Sprache immer erst an zweiter Stelle. Die Idee, das Konzept, das Wissen über ein Ding sowie das Ding selbst existieren auch ohne Sprache, die es beschreibt.

In diesem einen Moment nützt uns diese Weisheit allerdings wenig, in dem wir dringend ein Wort oder einen Namen brauchen, um ihn beispielsweise mit einer Suchmaschine zu suchen. 

Und jetzt?

Die Knobelei beginnt, das verzweifelte Suchen nach den Begriffen, die man stattdessen im Kopf hat und die wir wie eine Liste durchgehen und abhaken – so absurd die auch sein können.

Wir hängen uns damit an Worten auf, während wir das Bild im Kopf haben.

Gerade bei uns Kommunikatoren, Textern, Redakteuren ist das unpraktisch, schließlich sind wir doch für das Wort da, richtig?
Nunja. 

Vielleicht kann man sich „die Omas mit ihren Kreuzworträtseln“ zum Vorbild nehmen. Es gibt für ganze Legionen an Menschen eine Vielzahl optisch meist schauderlich designter Rätselhefte, über die man so gern die Nase rumpft. Sowas machen nur Leute, die fit im Kopf bleiben sollen.

Ach? Trifft das etwa nicht auch auf uns zu? Und wie fit sind wir denn in diesen hilflosen Momenten, in denen uns die Sprache fehlt?

Aber im Ernst: Natürlich nützt es mir im Berufsleben nichts, wenn ich weiß, wie das Schiff von Jason hieß (Argo) oder was ein Wort für „abtauen“ mit 8 Buchstaben ist (enteisen).

Jedoch ist es von Vorteil, seine eigenen Denkmuster und Konzepte vergessen zu können, um offen für Lösungen zu sein.

Womit wir beim Kern der Sache sind. 

Mit der Brechstange kommen wir nämlich meist nicht weiter. Das gilt natürlich für alle Gebiete, aber im Besonderen auch dann, wenn unsere Kommunikation stockt, weil uns das passende Wort nicht einfallen will.
Wo sonst die vielgerühmte Fokussierung Gebot der Stunde ist, hilft hier das Gegenteil: Abstand gewinnen. Denn hier stehe ich mir selbst im Weg. Ich, das heißt in diesem Fall: Ich mit meinen Vorstellungen, ich mit meinen Ansichten, ich mit meinen Gedanken. Dieses so beladene Ich schiebt sich wie ein Filter zwischen mich und dem, was ich eigentlich finden muss und verzerrt meine Wahrnehmung. Dass ich mir unablässig die Hölle heiß mache, nun so schnell wie möglich weiterkommen zu müssen, macht alles noch schlimmer, denn das ist ein weiterer Filter. So wie unser Auge ultraviolettes Licht nicht wahrnehmen kann, belegen wir uns selbst mit einer eingeschränkten Sichtweise auf die Wirklichkeit, wie sie ist. Um die tobende Unklarheit zu überwinden, stellen wir allerlei Verweise und Querverbindungen her. Und mache alles nur schlimmer.

Denn das führt nicht nur dazu, dass ich meinen eigenen Arbeitsspeicher mit allerlei Begriffen und Umschreibungen verstopfe – all der angefallene Wortwust bringt mich auch schnell auf noch falschere Fährten. 

Ein anderer Zugang ist nötig, indem wir woanders anfangen, um wo auch immer herauszukommen, damit wir auf dem Weg, praktisch am Wegesrand, plötzlich das finden, was wir so hektisch gesucht haben. 

Der Trick an dem vermeintlichen Vergessen ist nämlich, dass ich meine Filter aus der Sicht nehme. Während ich mir einen Kaffee hole, eine Website aufrufe oder einfach nur das Fenster öffne, befasst sich das Unterbewusstsein trotzdem weiter mit der Suche. Nur eben freier. Es ist, als löschte ich den Cache eines Browsers, der zu langsam geworden ist. 

Daher verlasse ich für gewöhnlich die Wortwolken, in denen ich mich verirrt habe. Stehe vielleicht auf oder mache etwas komplett anderes. 

Und Kreuzworträtsel?
Die habe ich tatsächlich inzwischen schätzen gelernt.


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